Ein etwas anderer Weihnachtsgedanke

Weihnachten 2010
oder der etwas andere Weihnachtsgedanke
Jedes Jahr aufs Neue werden wir damit konfrontiert: „Alles ist endlich!“
Die Natur hat ihren Höhepunkt des Sommers schon längst hinter sich gelassen.
Die Frucht des Herbstes ist gereift und bereits unwiederbringlich abgegeben (verloren).
Der Winter mit seiner stillstandähnlichen Ruhe hat uns eingeholt, es liegt schon eine satte
Schneedecke und es wird mehr. „Alles schläft...“
Es ist ein Sterbeprozess mit dem wir leibhaftig und alljährlich konfrontiert werden.
Diesem können wir uns nicht entziehen.
Mitten in diesem Sterbe-Szenario, wo es doch wirklich nichts Erfreuliches geben kann, nur die Kälte und
Dunkelheit, wird mit jeder einzelnen Kerze die Vorfreude und die Sehnsucht auf das Helle und das Licht,
auf mehr Sonne und Wärme in uns geweckt.
Die Wärme, Sehnsucht nach dem Frieden, nach Harmonie in mir selbst und wenigstens in meiner Familie,
die Sehnsucht nach der Liebe drängen sich unwillkürlich in mein Sein und STÖREN den voll durchdachten
und durchgeplanten Alltag. Da hat doch so was gar kein Platz!!!
Man würde wie gewohnt auch diese Regungen der Seele einfach unterbinden wollen, um die Zeit nicht zu
vertrödeln und sich dem nächsten bereits überfälligen „Kampf des Lebens“ zu stellen.
Doch es gelingt nicht. Alle scheinen wie verhext zu sein und nichts anderes im Kopf
außer Weihnachten zu haben...
Vor dem endgültigen Jahresende meldet sich diese von mir unterdrückte und längst vergessene Stimme.
Die Stimme, die nicht streiten kann und sich nicht mit Kraft und Nachdruck durchsetzen kann. Und doch
spricht sie unverkennbar und deutlich.
Sie spricht das an, was wir die Stimme der Seele und des Herzens nennen, „das Bauchgefühl“.
Auf einmal relativieren sich die Errungenschaften und Verdienste auf die ich einst so stolz war. Es drängt
sich etwas auf das sich nach dem Sinn des ganzen Treibens und letztendlich dem Sinn des Lebens fragt.
Mir wird bewusst, dass das Eigentliche ganz woanders ist...
Nämlich dort wo ich glücklich war...
Dort war ich EINS mit mir selbst und mit meiner Um-Welt, meiner Familie, Beruf usw.
Ich war glücklich und ließ es auch zu. Von der Liebe erfüllt konnte ich das Leben selbst spüren!
Der Wunsch nach dem Fortsetzen dieses Kontinuums, nach dem Festhalten des Augenblicks, war stark
und unüberhörbar. Statt dieses einfach zu leben, einfach so zu nehmen wie es mir „geschenkt“ wurde,
versuche ich mit all meiner Kraft, es festzuhalten und „einzufrieren“.
Den lebendigen, sprudelnden und prickelnden Fluss will ich auf „Teufel komm raus“ bändigen
und für mich ganz alleine vereinnahmen. Doch es ist verlorene Mühe!
Vielmehr: je entschlossener ich danach lechze, umso mehr entgleitet mir mein Glück!
Stattdessen werde ich im gleichen Augenblick mit dem bereits befürchteten Schwall
der Unzufriedenheits- und negativen Gedanken überschüttet:
Wie geht es weiter?
Werde ich die Arbeit behalten können?
Werde ich mich in meiner Arbeit verwirklichen können?
Oder muss ich auch weiterhin nur funktionieren?
Reicht es noch für den nächsten Monat?
Was ist mit meiner Beziehung? Meinen Kindern?
Die Krankheiten, die immer näher zu kommen scheinen! Wann bin ich dran?
Sie, die Gedanken und Analysen meines klaren Menschenverstandes, überstürzen sich und drängen mich,
endlich mal wieder aktiv zu werden. Mich dem „Kampf des Lebens“ zu stellen!!!
Es ist doch auch zu logisch (aristotelisch-logisch) - VON NICHTS KOMMT NICHTS!!!
Also komm! Nichts wie ran! Nur die Leistung bringt Dich weiter!!!
In diesem Augenblick zählt nur die Tat!
Die Gefühle haben da keinen Platz mehr!
Somit werden sie als nichtig, sogar störend und zeitraubend angesehen und sogleich „vom Tisch
gewischt“, in die Tiefe der Chaos-Schlucht als lästiger „Müll“ verworfen.
Damit ist der Sieg des KLAREN MENSCHENVERSTANDES vollzogen!
Die Stimme des Herzens, die Gefühle, haben da keinen Platz mehr und werden komplett von dem
polternden und tobenden, nach Verwirklichung rufenden „klaren Menschenverstand“ überrollt.
Da rührt sich auch nichts mehr, denn es hat ja keinen Platz!
Nun ist der Weg, die breite Bahn, die Autobahn frei und ich kann aus voller Power Gas geben. Die
Kampfrichtung ist bestimmt und der Verwirklichung MEINER Vorstellungen steht nichts mehr im Wege.
Die anfängliche Einheit zwischen meinem Verstand (der Tat) und meiner Seele (Gefühle)
ist nicht mehr gegeben. Das INTER - ESSE an weiterer Kommunikation, an
weiterer Beziehung seitens des Verstandes ist nicht mehr da.
Ein Riss tut sich auf. Wie ein eingetriebener Keil spaltet er die runde Kugel des Eins-Seins,
meiner Ganzheit und droht diese zu zerspringen.
Eine Bedrohung tief in mir!
Was als anfängliches Unbehagen und Ruhelosigkeit wahrzunehmen ist schließlich
kulminiert in Krieg und Zerstörung des INTER-ESSES, der Beziehungen in mir,
meinem Mikrokosmos und um mich, meinem Makrokosmos.
Die Folgen des Krieges sind uns allen zu genüge bekannt: Leid, Elend und Not!!!
Genau dieses vollziehen wir all-täglich an uns selbst.
Von Frieden, Ruhe und Liebe bleibt keine Spur.
Je bewusster es mir wird, umso entschlossener entscheide ich mich,
die Herausforderung, den Krieg, auf mich zu nehmen.
Ich will diese eingetretene Realität verändern.
Ich packe die Welt an der Gurgel und MACHE daraus was!!!
Doch es ist eine Illusion!
Ich drehe mich im wahren TEUFELsKREIS, der sich selbst induziert.
Ich bin buchstäblich im Kreis des „Teufels“ gelandet.
Kein Ende in Sicht!
Stattdessen immer mehr Schwierigkeiten und Verwicklungen.
Es wird immer ÄRGER!!!
Die Zeit schreitet voran und Weihnachten rückt näher.
Das Fest der Freude???
Das Fest der Liebe???
Ich wünsche es mir und uns allen, dass wir den uns gegebenen Verstand der Besonnenheit aktivieren
und mit Entschlossenheit aus diesem Kreis des „Teufels“ einfach aussteigen.
Gehen wir doch von der Bühne des Geschehens runter in den Zuschauersaal.
Setzen wir uns in die allerletzte Reihe und betrachten wir dieses Spiel mit den Augen des Zuschauers.
Wir gewinnen den nötigen Abstand.
Dann können wir wieder auf die Bühne steigen und das Spiel unseres Lebens weiter spielen, ABER mit
dem Abstand, der BESONNENheit, des Zuschauers. Dadurch relativiert sich vieles und die Toleranzbreite
wird grösser, somit ist die Voraussetzung zur Akzeptanz des Anderen, des Nächsten auch wieder
gegeben.
Das INTER-ESSE, die Beziehung kann wieder wachsen!
Der klare Menschenverstand BESINNT sich darauf.
Das „Bauchgefühl“, die leise Stimme tief in mir,
die Stimme der Seele traut sich wieder zu melden,
um die Beziehung in den Tiefen des Fundaments zu aktivieren und zu beleben.
Ganz leise und schüchtern zeigt sich ein Licht am Horizont.
Ein Licht der Liebe...