Der kleine Stern

Der kleine Stern – eine Adventsgeschichte
Vor langer, langer Zeit, schuf Gott die Erde und viele Millionen andere Sterne. Und irgendwo, mitten im
Weltall, wurde ein kleiner Stern geboren. Er reckte und streckte sich und in seinem Inneren wurde es sehr
warm und langsam entstand das Licht, das er nach außen sandte. Damit grüßte er die Sterne, die weit, weit
weg mit ihm entstanden waren. So lebte der Stern eine lange Zeit, mit den anderen Sternen, nur durch das
Licht verbunden.
Nach ein paar Milliarden Jahren, die für einen Stern vielleicht nicht viel länger sind als für uns ein oder zwei
Jahre, wurde ihm langweilig. Er spürte immer mehr seine Einsamkeit. Da weinte der Stern zum ersten Mal
und machte sich auf, um einen Freund zu finden. Zuerst traf einen großen Stern. "Hallo, magst du dich mit
mir unterhalten?" Der große Stern antwortete nicht einmal, drehte sich einfach weg und sandte als Zeichen
seiner Ablehnung einen langen Lichtschweif hinein in die Dunkelheit.
Traurig reiste der Stern weiter und traf auf seiner Reise viele Sterne. Aber keiner wollte etwas mit ihm zu tun
haben. Eines Tages, als er die Hoffnung schon fast aufgegeben hatte, fand er einen Stern, der Lust hatte,
mit ihm zu reden. Sein Licht hatte eine warme und freundliche Farbe und er war umgeben von einer ganzen
Gruppe von Planeten. Es war unsere Sonne.
"Was suchst du, mein Freund?" fragte die Sonne. "Ich weiß es nicht so genau" sagte der kleine Stern, "den
Sinn meines Seins vielleicht und Gesellschaft! Ich war so einsam, da draußen in dem dunklen All!" "Ja"
sagte die Sonne „Auch Sterne brauchen andere Wesen, für die sie da sein können." Und dann erzählte die
Sonne, dass auf einem ihrer Planeten Leben gewachsen war, in den Jahrmillionen, die gerade vergangen
waren.
"Weißt du" sagte sie, "Gott hat auf diesem Planeten alle Bedingungen geschaffen, damit dort Leben
entstehen konnte. Und ich schicke mein Licht auf die Erde, damit die kleinen Wesen gute Bedingungen
haben, um sich zu entfalten. Ich bin Gott ehrlich dankbar dafür, dass ich diese Aufgabe habe. Ich habe durch
diese kleinen Wesen einen besonderen Sinn bekommen." Der kleine Stern war begeistert und suchte sich
einen Platz in der Nähe der Sonne. Gemeinsam schauten die beiden zu, wie sich die Menschen
entwickelten. Sie waren sich einig, dass diese Wesen etwas von der Liebe und Weisheit Gottes in sich
trugen: sie hatten ein Herz, konnten fühlen, sich lieben, einander freundlich begegnen und denken. Und
manche achteten sehr auf das, was Gott, der Schöpfer alles Lebens, ihnen sagten. Einige wenige, hörten
genau hin und konnten Gottes Botschaft den Menschen weitersagen. Einer von ihnen war der Prophet
Bileam. Und was er sagte, ließ den kleinen Stern ganz aufgeregt werden: „Ich sehe einen, noch ist er nicht
da; ganz fern erblick ich ihn, er kommt bestimmt! Ein Stern geht auf im Volk der Jakobssöhne, ein König
steigt empor in Israel. (Num 24)
"Hast Du das gehört?" sagte der Stern zur Sonne. "Ja" sprach sie. "Er meint wohl, dass Gottes Sohn unter
den Menschen geboren werden soll." Es dauerte eine Weile, für die Menschen viele hundert Jahre, für den
Stern einige Augenblicke, bis sich die Zeichen verdichteten. Dann war es schließlich soweit: der Gottessohn,
ein Mensch wie ein Stern, sollte geboren werden. Der Stern kam näher an die Erde heran, um besser sehen
zu können. Und auf der Erde bemerkten drei Sterndeuter, dass der kleine Stern am Himmel intensiver
leuchtete. Und sie deuteten es richtig: der Gottessohn, ein besonderer Mensch würde geboren werden. Sie
machten sich auf den Weg und folgten der Spur, die der Stern ihnen zeigte. Auch sie hatten etwas von den
Sternen in sich, offene Herzen und die Fähigkeit, mit Gottes Gegenwart in der Welt zu rechnen. Und so
kamen die Sterndeuter zum Sohn Gottes.
Gefunden haben sie ihn nur, weil sie - wie unser Stern - gesucht haben, sich nicht zufrieden gegeben haben
mit dem Platz, an dem sie waren. Wie der kleine Stern haben sie den Sinn ihres Lebens gesucht und ihn in
dem Kind gefunden: ein Mensch wie ein Stern, der den Menschen, ja selbst den Sternen, den Sinn des
Lebens gezeigt hat: mit offenem Herzen Gott suchen und mit Gottes Gegenwart in unserer Welt - ja selbst
im All - rechnen.
Als der kleine Stern das Kind sah, wurde ihm ganz warm und er beschloss, die Menschen weiterhin zu
begleiten. So wandert er bis heute mit uns durch die Zeit, leuchtend am Himmel und wer ihn sucht, der trägt
etwas von dem, was ihn bewegt in seinem Herzen: die Liebe und die Sehnsucht, dass Gott uns den Weg zu
unserem Nächsten zeigt.